Dieses ist die erste Ausgabe des neuen Online-Fachmagazins Fortbildungstelegramm Pharmazie (FORTE-PHARM) und ich freue mich sehr darüber, dass es gelungen ist, dieses Projekt aus der Taufe zu heben. Vor allem für Heilberufler wie ApothekerInnen ist Fortbildung schon immer ein Bestandteil verantwortungsvoller Berufsausübung gewesen. Ihr vorrangiges Ziel ist es, die Versorgung der Patienten zu verbessern. Dass durch ein nachhaltiges Engagement für die Fortbildung auch Qualität und Professionalität des Berufsstandes zum Ausdruck kommen, tritt dem gegenüber in den Hintergrund.
Ich bin im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Fortbildungsbeauftragter der Apothekerkammer Nordrhein und des Apothekerverbandes Köln e.V. für den Bezirk Köln oft gefragt worden, warum ich mich als Wissenschaftler und Hochschullehrer für die Fortbildung niedergelassener ApothekerInnen engagiere. Die Antwort ist einfach: Weil ich Apotheker bin. Weil ich – solange es mir während meines Berufsweges möglich war - immer gerne als Offizinapotheker gearbeitet habe. Weil ich aus Erfahrung weiß, dass die Betreuung der Patienten in der Apotheke ein wichtige Aufgabe in unserem Gesundheitswesen ist und weil ich als Heilberufler davon überzeugt bin, dass mein Engagement für die pharmazeutische Fortbildung letztlich auch nichts anderes ist als ein – wenn auch indirekter - Dienst an kranken Menschen. Schließlich ist die Apotheke der niederschwelligste Zugang zum deutschen Gesundheitswesen. Vor diesen Hintergrund betrübt mich nicht, was seit kurzem rechtlich möglich ist. Es beunruhigt mich eher, was aus diesen Möglichkeiten werden könnte, denn auch ich bin in Zukunft sicher öfter Patient als heute.
Das FORTE-PHARM fühlt sich zuallererst den ApothekerInnen verpflichtet, die durch ihre Arbeit in öffentlichen Apotheken einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in Deutschland leisten. Unsere Intention ist es, hochqualifizierte Fortbildung anzubieten, die sich eng an den Anforderungen orientiert, die an OffizinapothekerInnen gestellt wird. Neben dem breiten Raum, den die ärztlich verordnete Pharmakotherapie und die Selbstmedikation einnimmt, wird auch über nicht medikamentöse Therapieverfahren und grundlegende neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie chronischer Erkrankungen berichtet. Dabei gewinnen auch Themen an Bedeutung, die mögliche Beiträge öffentlicher Apotheken zur Prävention chronischer Erkrankungen leisten können. Hierzu gehören nicht nur wichtige Ratschläge zur Lebensführung bereits Erkrankter sondern auch die allgemeine Gesundheitsberatung, die der Vermeidung bekannter Risiken für häufige chronische Erkrankungen in unserer Gesellschaft dient. ApothekerInnen leisten hier bereits heute einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der ambulanten Versorgung von Patienten. Wir möchten Sie dabei unterstützen. Der erste Fortbildungsartikel von FORTE-PHARM beschäftigt sich mit wichtigen Grundlagen von Opioiden. Nach Einschätzung vieler Fachleute und Fachorganisationen wie der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS) ist z.B. die ambulante Versorgung von chronisch kranken Patienten verbesserungsbedürftig. Daran können sich ApothekerInnen aktiv beteiligen und deshalb organisiert der Apothekerverband Nordrhein e.V. in Zusammenarbeit mit der DGS auch eine diesbezügliche Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker, die als Pilotprojekt für künftige Veranstaltungen fungiert.
Das FORTE-PHARM möchte durch seine Berichterstattung auch dazu beitragen die Selbstmedikation zu beleuchten und zu bewerten. Selbstmedikationsarzneimittel (z.B. Phytopharmaka) sowie Nahrungsergänzungsmittel dienen in erster Linie der symptomatischen Behandlung leichterer gesundheitlicher Beschwerden und der Prophylaxe chronischer Erkrankungen bei Gesunden. Für viele dieser Präparate gibt es aus vielen Gründen nur wenige Hinweise und oft nicht einen einzigen Wirksamkeitsnachweis. Deshalb soll vor allem die Unbedenklichkeit streng bewertet werden, denn unabhängig davon ob die Wirksamkeit belegt ist bzw. sich belegen läßt, darf die Selbstmedikation keinen Schaden anrichten. Zum Glück ist dies nur selten der Fall, aber wie sich am Beispiel einiger Vitamine in der Vergangenheit gezeigt hat, ist auch bei diesen im Allgemeinen als harmlos geltenden Präparaten eine qualifizierte Beratung erforderlich um Schaden von Gesunden und Kranken abzuwenden. Dabei kommt es auch darauf an, dass solche Präparate immer Adjuvantien bleiben müssen, also nicht „im guten Glauben“ als Ersatz für nachweislich wirksame Therapien dienen. Wenn ApothekerInnen diese Beratung nicht leisten, wer tut es dann?
Angesichts ständig steigender Kosten, geraten auch klassische pharmazeutische Bereiche, wie die „lege artis“-Führung der Apotheke zunehmend unter Druck. Jeder Wirkstoff, jede Arzneidroge, jede Flüssigkeit, jeder Salbengrundstoff und jedes Fertigarzneimittel muss dokumentiert geprüft werden. Dies ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch gut und richtig, denn es garantiert die pharmazeutische Qualität und Unbedenklickeit pharmazeutischer Rezeptur-, Defektur- und Fertigarzneimittelprodukte. Ein solcher Anspruch kann nur durch die Kompetenz des Apothekers als Fachmann für Arznei- und Hilfsstoffanalytik gewährleistet werden. Dass auch Fertigarzneimittel z.T. erhebliche Mängel aufweisen können, ist durch die Arbeit von Zentrallaboratorium und Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker gut belegt. Auch hier möchte das FORTE-PHARM durch praxisnahe Berichte helfen, Ihren Berufsalltag leichter zu gestalten, ohne auf Qualität verzichten zu müssen.
Nach den "Leitsätzen zur apothekerlichen Fortbildung", die im April 2004 von der Bundesapothekerkammer veröffentlicht wurden, ist die pharmazeutische Fortbildung ein Instrument zur Qualitätssicherung pharmazeutischer Tätigkeiten. Als Qualitätskriterien für die Fortbildung nennt die BAK u.a. wissenschaftliche Korrektheit und Aktualität der Information, kritische Beurteilung der (neuen) Information, Objektivität und Unabhängigkeit der Informationsquelle. Weiterhin legt die BAK großen Wert darauf, dass Fortbildung "unabhängig von kommerziellen oder werbenden Interessen Dritter" sein muss und betont die Wichtigkeit der Relevanz für die Praxis. Deshalb verzichtet das FORTE-PHARM als universitäres Fortbildungsangebot auf Anzeigenkunden und Sponsoren. Zur Kontrolle der Unabhängigkeit, Qualität und Praxisrelevanz dient dem FORTE-PHARM ein Lektorat, welches aus unabhängigen Hochschul- bzw. Universitätsklinik-Experten sowie niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen besteht. Die Lektoren erhalten die Manuskripte zur kritischen Durchsicht und machen ggf. Änderungsvorschläge. Bei vorliegender Erlaubnis werden die Namen der Lektoren zusammen mit dem Artikel veröffentlicht, der von ihnen lektoriert worden ist. Ein solches Verfahren ("peer-review") hat sich auch bei der Publikation wissenschaftlicher Artikel bewährt und ist allgemein akzeptiert. Außerdem werden die Autoren im Vorfeld gebeten einen eventuellen Interessenkonflikt anzugeben (z.B. finanzielle Zuwendungen von Firmen deren Produkte im Fortbildungsartikel genannt werden). In den meisten Fällen sind solche Interessenkonflikte nicht ehrenrührig und bedeuten auch nicht zwangsweise, dass der Autor eine einseitige Sichtweise darstellt. Dennoch gehört es inzwischen bei angesehenen medizinischen und überwiegend werbefreien Zeitschriften zum guten Ton Interessenkonflikte durch Veröffentlichung transparent zu machen.
Herzlichst Ihr Georg Kojda
Das FORTE-PHARM Fortbildungsangebot
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